Liebe ffreund*innen,

Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich bei euch bedanken für die gemeinsamen letzten Jahre und besonders die Rückmeldungen der letzten Wochen: Ihr habt in den letzten Tagen Wut und Trauer mit uns geteilt, Gelände vorgeschlagen, offene Briefe geschrieben, Geld und Arbeit gespendet, Unterstützung angeboten und vieles mehr. Dafür sind wir sehr dankbar.

Wir wollen in diesem Text nochmal ausführlicher die Hintergründe der Absage und die Reaktionen darauf beschreiben, darstellen was das für die Zukunft bedeutet und vor allem – auch wenn es traurig ist – als Freifeld endgültig Abschied nehmen.

Das Freifeld Festival entstand 2013 aus der tollkühnen Idee, ein Festival in Oldenburg zu machen, einen kulturellen Freiraum zu schaffen, den wir gemeinsam mit euch und anderen Kulturakteur*innen nach unseren Vorstellungen gestalten können, der mit uns wächst und mit dem wir wachsen. 2013 und 2014 wurde diese Freifeld-Vision für zwei Wochenenden Realität und wir wollten mit euch weiter träumen, tanzen, feiern, bauen, zuhören und diskutieren. In dem Wissen, das ursprüngliche Freifeld-Gelände, die Kaserne Donnerschwee, nur zwei Jahre nutzen zu können, haben wir uns früh auf die Suche nach einem neuen Festivalgelände begeben. Per Fahrrad, Google-Maps, Kontakten, Anzeigen und Anfragen haben wir ganz Oldenburg abgegrast und die Stadt dabei besser kennengelernt als jemals zuvor. Und so unwahrscheinlich es klingen mag, wir haben mehrere Gelände in und um Oldenburg gefunden, die für das Freifeld Festival in Frage kommen, davon zehn ernsthaft ins Auge gefasst, geprüft und beplant. Aus diesen kristallisierten sich das ehemalige Kloster Blankenburg, verschiedene Teile des Fliegerhorsts und das Seminarhaus Oberlethe als potentielle Veranstaltungsorte heraus. Letztendlich konnten wir aber, aus unterschiedlichen Gründen, auf keinem der drei Gelände veranstalten.

Auf dem Kloster Blankenburg forderte der Geländebesitzer Teile des Festivalprogramms zu streichen, die sich mit der Aufarbeitung der Geschichte des Klosters Blankenburg in der NS-Zeit und als Lager für Geflüchtete auseinandersetzen sollten. Ein solcher Eingriff in unsere Programmgestaltung war für uns nicht tragbar und in der Folge auch ein Freifeld Festival auf dem Kloster Blankenburg nicht weiter vorstellbar.

Seit 2014 sind wir mit der Stadt bezüglich der Nutzung des Fliegerhorstes für das Freifeld Festival im Austausch. Mit Vertreter*innen der Stadtverwaltung hatten wir die Anforderungen des Festivals besprochen und uns wurde mehrfach signalisiert, dass das Freifeld auf dem Fliegerhorst erwünscht sei. Seit September 2016 haben wir uns für die konkrete Planung des Freifeld Festivals 2017 mehrmals mit Vertreter*innen der Stadtverwaltung getroffen und detailliert über die Möglichkeiten gesprochen auf dem Fliegerhorst zu veranstalten. In diesem Prozess wurde uns nach längeren Verhandlungen ein geeignetes Gelände angeboten, dieses Angebot wieder zurückgezogen und anschließend eine Fläche zur potentiellen Verfügung gestellt, die ohne die Bereitstellung weiterer Gebäude oder Flächen für das Freifeld Festival nicht nutzbar war. Da unsere Lösungsvorschläge und Gesprächsangebote dazu leider sämtlich abgelehnt wurden, mussten wir im Dezember 2016 die Verhandlungen erfolglos beenden.

In der Verwaltungsratssitzung am 24.04.2017 wurde diese Thematik nochmal angesprochen und ein Festivalgelände für das Freifeld Festival eingefordert, mit dem Ergebnis, dass die Stadt „weiterhin zu Gesprächen bereit sei“. In einem persönlichen Gespräch mit dem genannten Ansprechpartner, stellte sich aber heraus, dass die bereits angebotene Fläche weiter zur Verfügung steht, sich die Situation darüber hinaus aber seit Dezember 2016 nicht verändert hat, also weiter kein geeignetes Festivalgelände angeboten wird. Obwohl die Stadt, der Rat, einzelne Parteien und Ratsmitglieder sich als Möglichmacher*innen und Kulturfreund*innen geben und sich mit dem Freifeld Festival schmücken, sind dies selten mehr als Lippenbekenntnisse – bewegt wurde wenig.

Überraschend konnten wir nach dem Aus für den Fliegerhorst im Dezember noch ein Gelände in Oberlethe finden, das, wenn auch wenige Kilometer außerhalb von Oldenburg, für das Freifeld Festival geeignet gewesen wäre. Unsere Planungen für dieses Gelände haben wir eingestellt, nachdem uns die dortige Gemeinde und Genehmigungsbehörde nach dem ersten Kontakt in einem Brief geschrieben hat, dass sie sich eine Veranstaltung, in der Größenordnung des Freifeld Festivals bei sich nicht vorstellen können, einen gemeinsamen Ortstermin unbegründet abgesagt haben und auch  zu keinem weiteren Treffen bereit waren.

Vieles von dem, was bei uns passiert ist, konntet ihr nicht mitverfolgen – und wir können auch nur einen Bruchteil davon in diesem Text schreiben. Wir waren sehr lange von der Möglichkeit überzeugt das Freifeld Festival weiter in Oldenburg zu veranstalten zu können.  Für die beiden Festivals 2015 und 2017 hat ein 25-köpfiges Team jeweils ein knappes Jahr ehrenamtlich gearbeitet. Die Festivals waren finanziert, die Gelände geplant, die Künstler*innen gebucht. Dass sich nach der Absage des Festivals 2015 überhaupt wieder ein Team gefunden hat, dass Zeit und Energie aufbringt, ist alles andere als selbstverständlich. Eure vielen positiven Rückmeldungen haben uns über einige Tiefpunkte hinweggeholfen. Wir haben mit euch zusammen erlebt, dass viele Menschen die Freifeld-Vision teilen und es sich lohnt, weiter daran festzuhalten. Am Ende steht nun die ernüchternde Erkenntnis, dass es nicht zwingend an Orten mangelt – auch wenn diese in einer zunehmends dichter bebauten Stadt weniger werden – sondern insbesondere am politischen und persönlichen Gestaltungswillen, Kultur außerhalb des Mainstreams möglich zu machen. Also an genau den Grundlagen, die ein Kulturfestival wie das Freifeld braucht, die die Künstler*innen brauchen, die die Besucher*innen brauchen, damit es ein solches Wochenende des kreativen Überflusses und konstruktiven Miteinanders geben kann. Und die auch wir zum Arbeiten brauchen.

Wir sehen gerade nicht, dass sich diese Verhältnisse ändern werden und damit auch keine konkrete Perspektive für unsere Arbeit und ein Freifeld Festival in Oldenburg. Das bedeutet neben der Absage des Freifeld Festivals 2017 für uns auch, dass unsere Vereinsarbeit ihren Zweck – das Freifeld Festival zu veranstalten – verliert und wir in der Folge Freifeld e.V. als Trägerverein auflösen werden. Diese Entscheidung ist vor allem eine inhaltliche: Wir wollen keine halben Sachen machen, uns nicht an eine Stadt binden, in der wir nicht veranstalten können, und nicht länger gute Miene zum bürokratisch behäbigen Spiel machen.

Wie ihr sehr gut wisst und wir mehrfach geschrieben haben, gibt es dabei kein Schwarz-Weiß in dem „die Stadt“ oder „die Geländebesitzer*innen“ Schuld wären, es gab immer von allen Seiten Unterstützer*innen, Möglichmacher*innen, Visionär*innen (und von Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung erreichten uns sehr persönliche Rückmeldungen zur Absage). Aber im Ergebnis fehl(t)en an einigen wichtigen Punkten – besonders in Funktionen mit Entscheidungsbefugnis – genau diese Menschen, die sich über einen persönlichen Zuspruch hinaus für ein Sache einsetzen und Dinge möglich machen.

Wir verstehen unseren Schritt, das Freifeld Festival endgültig aufzugeben auch als Zeichen an die Oldenburger Kulturpolitik. Wir wollen uns in Zukunft weiter für kulturelle Freiräume in Oldenburg einsetzen, denn es gibt viele gute Projekte und Kooperativen, die vor ganz ähnlichen Problemen stehen wie wir. Auch wenn es Freifeld nicht mehr geben wird, wünschen wir uns, dass unsere Vision nicht einfach verschwindet, sondern sich in anderen Projekten wiederfindet und weiter wächst.

Unser Freifeld-Herz blutet während wir diesen Text schreiben, trotzdem glauben wir, dass es die richtige Entscheidung war, an dieser Stelle aufzuhören. Wir ffreuen uns, euch an anderen Orten, bei anderen Festen, in anderen Projekten wiederzusehen und wünschen uns, dass sich in den nächsten Jahren etwas ändert in Oldenburg, damit nicht die Nächsten an den gleichen Hürden ausgebremst werden wie wir.

Danke an alle ffreund*innen, Künstler*innen, Helfer*innen, Kompliz*innen, Förder*innen und natürlich Besucher*innen, die uns über die Jahre begleitet haben. Wir hoffen, dass unsere gemeinsame kulturelle Entdeckungsreise nicht hier endet, sondern uns an neue Ufer spült.

Teilen