Auf zu neuen Ufern

Freifeld 2015 auf dem Gelände des Klosters Blankenburg

Der Ort steht fest: Das Freifeld Festival findet vom 14. bis 16. August 2015 auf dem Gelände des ehemaligen Klosters Blankenburg statt! Nach zwei aufregenden und wunderbaren Jahren Kultur und Kreativität in der ehemaligen Kaserne Donnerschwee begeben wir uns nun auf die Reise – nicht nur zu einem neuen Veranstaltungsort, sondern auch zu neuen schöpferischen  Räumen und Inhalten, unentdeckten Künstler*innen und lokalen Kooperationen.

Wieder wird es drei Tage gelebte Kreativität an einem besonderen Ort geben. Mit der Entscheidung für das Kloster Blankenburg haben wir es uns nicht leichtgemacht. Lange Zeit war das Kloster ein Ort der Ausgrenzung: Seit Ende des 18. Jahrhunderts diente es als Verwahranstalt für psychisch Kranke die als unheilbar krank galten. Im Zuge dieser „Verwahrung“ wurden Insassen misshandelt, zu Tode gehungert und während der NS-Zeit einer dezentralen Euthanasie zugeführt. Die Geschichte des Klosters als Psychiatrie für Langzeitpatient*innen fand erst 1988 ihr Ende. Fast nahtlos ging es mit der gesellschaftlichen Ausgrenzung von Menschen weiter. Ab 1992 wurden auf dem Gelände Geflüchtete untergebracht. Von Politik und Verwaltung euphemistisch als „Asylbewerberwohnheim“ bezeichnet, war es de facto ein Lager, mit allen damit verbunden Mechanismen: schlechte Ernährung, Zwang, Unterbringung von Menschen in Räumen ohne Privatsphäre, miserable hygienische Bedingungen.

In langen und spannenden Diskussionen und im Austausch mit Betroffenen, Forscher*innen und Aktivist*innen haben wir viel über das Klostergelände gelernt und uns entschieden das Freifeld Festival in diesem Jahr hier stattfinden zu lassen. Politische und künstlerische Auseinandersetzung schließen sich für uns nicht gegenseitig aus. Im Gegenteil denken wir, dass sie sich bedingen und bereichern können und sollen. Die Geschehnisse in Blankenburg müssen ins öffentliche Bewusstsein geholt werden.

Gemeinsam mit Künstler*innen und sozialen Initiativen wollen wir geländespezifische Programmpunkte erarbeiten und auch bereits bestehende Arbeiten zeigen, die sich diesem verdrängten und verschwiegenen Teil der Oldenburger Historie widmen. Wir wollen uns dabei der Geländegeschichte künstlerisch wie dokumentarisch nähern und gleichzeitig, wie auch die Jahre zuvor, ortsunabhängiger Kunst Raum und Zeit geben. Ein Blick in die Vergangenheit kann für die Gegenwart sensibilisieren.

Wir wünschen uns  einen menschlichen Umgang mit Geflüchteten und als „psychisch krank“ bezeichneten Menschen. Freifeld sucht eine künstlerische und menschliche Auseinandersetzung mit den sozialen und politischen Realitäten und versteht Kultur, Freizeit und politisch-künstlerischen Anspruch nicht als Widerspruch, sondern gegenseitige Bedingung.

Wir ffreuen uns auf  das diesjährige Freifeld Festival als einen Ort des Erinnerns und des Feierns, der Reflektion und der Transformation, der Nachdenklichkeit und Ausgelassenheit, der Wahrnehmung  und des Erlebens.

Wir wollen diesen Ort der Ausgrenzung zu einem Ort der Gemeinschaft machen. Dieses Konzept ist ein Experiment, aber das kennt ihr ja schon von uns. Wir glauben, dass im Zusammenwirken von Künstler*innen, gesellschaftlichen Akteur*innen, Euch und uns ein solches Festival möglich ist!

 

Euer Freifeld-Team.

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