… über die Wahl zwischen einem Festivalgelände und der Freiheit von Kunst und Kultur

Wir sind traurig. Leider müssen wir das Freifeld Festival 2015 absagen. Unsere Reise zu neuen Ufern ist somit für dieses Jahr zu Ende gegangen, bevor sie so richtig anfangen konnte.

Das Freifeld Festival 2015 wird nicht auf dem Klostergelände Blankenburg stattfinden können. Trotz konstruktiven Lösungen in Bezug auf die technischen und strukturellen Herausforderungen, konnten wir mit dem Geländeeigner keine Basis für eine inhaltliche Zusammenarbeit finden. Grund dafür sind unsere unterschiedlichen Erwartungen an ein Kulturfestival in Blankenburg. Das geplante Festivalgelände, das ehemalige Kloster Blankenburg, war psychiatrische Einrichtung und Lager für Geflüchtete und wäre mit dem Freifeld Festival 2015 erstmals einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Idyllisch gelegen am Blankenburger See direkt vor der Oldenburger Stadtgrenze war das Kloster in seiner Geschichte ein Ort des Zwangs, der Ausgrenzung und des Widerstands dagegen. Wir wollten und wollen uns gemeinsam mit euch vielfältig und kritisch mit der Geschichte des Geländes auseinandersetzen. Der derzeitige Besitzer befürchtete, dass Blankenburg dadurch in ein „negatives Licht“ gerückt werden könne.

Im Mittelpunkt der Festivalvorbereitungen stand für uns nicht nur ein Festival mit Musik, Literatur, Theater, Ausstellungen, Workshops und Filmen zu organisieren, sondern auch einen sensiblen Umgang mit der Geschichte Blankenburgs zu finden und diese sichtbar zu machen. Geplant waren unter anderem Gespräche und Geländeführungen mit Zeitzeug*innen, interaktive und partizipative Formate, die eine selbstbestimmte Entdeckung des Geländes und seiner Geschichten ermöglichen, sowie Ausstellungen und Lesungen, die die Themen Psychiatrie und Flucht reflektieren. Die Entscheidung, das Festival in diesem Jahr nicht stattfinden zu lassen, ist uns sehr schwer gefallen, aber wir sind nicht bereit, unser für das Gelände kuratiertes Programm verhandelbar zu machen oder einzelne Programmpunkte zu streichen. Freifeld heißt für uns einen Freiraum zu schaffen, in dem wir uns gemeinsam kritisch und künstlerisch auseinandersetzen können. Diesen Anspruch wollen wir nicht aufgeben.

Für uns war die Planung des Freifeld Festivals 2015 ein spannender aber auch aufreibender Prozess, den wir mit viel Input und viel Ermutigung von außen geführt haben. Verschiedenste Personen und Akteur*innen von Stadt, Politik und Förder*innen haben uns unterstützt und gespiegelt, dass wir mit unserem Konzept auf dem richtigen Weg sind. Der bewusste Umgang mit Geschichte bedeutet für uns, dass diese benannt und sichtbar gemacht werden muss. Wir denken, dass Blankenburg nur dann zu einem Ort werden kann, an dem Menschen gerne gemeinsam leben, wenn wir die Geschichte erinnern und bewegen. Wir wollten mit euch tanzen und feiern, wohl wissend, wo wir uns befinden.

Zusammen mit der Stadt und weiteren möglichen Partner*innen haben wir nach einem alternativen Festivalgelände gesucht. Leider konnten wir aktuell in Oldenburg keinen Ort finden, der das Freifeld-Gefühl und den nötigen Freiraum ermöglicht und unserem Festival-Konzept entspricht.

Diese kurzfristigen und drastischen Veränderungen waren für uns nicht absehbar. Unzählige Stunden ehrenamtliche Arbeit und Herzblut sind in den letzten Monaten in dieses Projekt geflossen und es ist schmerzhaft, das Freifeld Festival in diesem Jahr nicht veranstalten zu können. Wir hoffen, dass die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Klosters Blankenburg dennoch fortgesetzt wird, besonders im Hinblick auf die Pläne dort wieder ein Lager für Geflüchtete einzurichten (siehe Berichterstattung NWZ) und die aktuelle Situation von Geflüchteten in und um Europa.

Wir danken euch für eure Unterstützung, eure Begeisterung und eure Vorfreude. Ihr habt uns in den letzten Wochen und Monaten Mut gemacht und Kraft gegeben.

Traurig, aber mit dem Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, kümmern wir uns jetzt um die Absage des Freifeld Festivals 2015. Nachdem wir Luft geholt haben, werden wir uns wieder in die Arbeit stürzen, um die begonnene Auseinandersetzung mit dem Klostergelände Blankenburg fortzusetzen und um das nächste Freifeld Festival zu planen. Wir ffreuen uns, wenn ihr mit dabei seid und wir uns schon vor dem nächsten Freifeld sehen. Haltet die Augen und Ohren offen, wir lassen von uns hören!

 

Euer Freifeld-Team

 

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